[idw] Mit offenem Blick Datum: 21.09.00 17:42:18 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit Für die Weiterentwicklung der Qualitätssicherung der elektronenmikroskopischen Schnelldiagnostik von Viruserkrankungen im Rahmen seiner Doktorarbeit im Robert Koch-Institut hat Dr. Stefan Biel den INSTAND-Förderpreis 1999 erhalten. INSTAND (Institut für Standardisierung und Dokumentation im Medizinischen Laboratorium e.V., Düsseldorf) ist eine der beiden in Deutschland maßgebenden Institutionen zur Qualitätssicherung in der Labordiagnostik. Dem 29 Jahre alten Biotechnologen Biel, seit August 2000 in der Forschungsabteilung der Beiersdorf AG in Hamburg tätig, wurde die mit 10.000 Mark dotierte Auszeichnung auf dem Symposium "Moderne Aspekte der Mikrobiologischen Diagnostik" am 15. September in Berlin überreicht. Das Elektronenmikroskop, bereits im Jahre 1938 in Berlin durch die Brüder Ernst und Helmut Ruska sowie Bodo von Borries in die Virologie eingeführt, dient nicht nur als Forschungsinstrument zur Untersuchung neuer Viren und ihrer Wechselwirkungen mit der Wirtszelle, sondern wird auch für die Virusschnelldiagnostik genutzt. In Deutschland betreiben diese morphologische Schnelldiagnostik ergänzend zum konventionellen Methodenrepertoire etwa 35 Institute, die überwiegend an Universitäten und Landesuntersuchungsämtern angesiedelt sind. Im Robert Koch-Institut befindet sich das von Dr. Hans Gelderblom geleitete Konsiliarlaboratorium für die elektronenmikroskopische Erregerdiagnostik: Im Mittelpunkt steht hier die Qualitätssicherung in dieser Spezialdiagnostik und die Veranstaltung entsprechender Ringversuche, Workshops und Kurse. Im Robert Koch-Institut verglich Stefan Biel die Möglichkeiten der Elektronenmikroskopie und der modernen Virusnachweisverfahren am Beispiel von Polyomavirus-Infektionen bei organtransplantierten Patienten (diese sind wegen der medikamentösen Unterdrückung ihres Immunsystems anfälliger für Infektionen). Entscheidende Vorteile der elektronenmikroskopischen Diagnostik sind der "offene Blick" - auch Doppelinfektionen und solche, an die der Arzt vielleicht gar nicht gedacht hat, werden erkannt - und die Schnelligkeit der Methode. Nachteilig ist die relativ geringe Empfindlichkeit, notwendig sind Viruskonzentrationen von zehn Millionen Teilchen pro Milliliter (die jedoch bei vielen akuten Infektionen gegeben sind). Die aktuellen Indikationen für den Einsatz der elektronenmikroskopischen Erregerdiagnostik haben die RKI-Wissenschaftler 1999 im Journal of Clinical Virology veröffentlicht. Zusammen mit Hans Gelderblom hat Stefan Biel seit 1996 die bis dahin nur in Deutschland etablierte Qualitätssicherung international erweitert. Gegenwärtig nehmen weltweit 89 Laboratorien an den Ringversuchen teil, die in den jeweiligen Staaten zum Teil gesundheitspolitisch wichtige Schlüsselstellungen einnehmen wie das Pasteur-Institut in Paris, VECTOR in Russland, die Centers for Disease Control in Atlanta, USA und Nationale Gesundheitsinstitute in Indien und Japan.